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Sonntag, 5. Mai 2013

Zum Besuch beim Teufel


Mein Tag in den Minen von Potosí 

Niemals werde ich diesen Tag vergessen.



Schätzungsweise 4-8 Millionen Menschen starben im Cerro Rico (= Reicher Berg). Der Berg des Teufels, so nennen ihn heute die "mineros", die Arbeiter unter Tage.


Noch heute sind es knapp 15.000 Menschen, die hier versuchen das nötige Geld für ihre Familien zu verdienen. 
Nicht einfach, denn die Kooperativen zahlen so gut wie gar nichts. Jeder Neuling startet hier als Helfer und bekommt dafür von seiner Kooperative gerade einmal 10 Bolivianos (=ca. 1 €) pro herausgeschafften Wagen voller Geröll mit einem Gewicht von ca. 1 Tonne.


Durchschnittlich schaffen sie das 10 Mal am Tag und verdienen somit täglich ca. 10 € für eine Arbeit, die sie ungefähr 10 Jahre nach ihrem Eintritt in die Mine töten wird.
Wenn sie nicht schon vorher bei  einem Unfall mit Dynamit oder einem einstürzenden Gang sterben.

Nachdem wir also auf dem Arbeiter-Markt für die "mineros" Coca-Blätter, Getränke und Alkohol gekauft hatten, ging es in die Mine „El Rosario“.

Nur noch das Licht der Kopflampen erleuchtet  nach kurzer Zeit die Gänge, die uns immer weiter in den Berg hineinführen. Nach kurzer Zeit dann die erste Pause. Schließlich betritt niemand das Reich des Teufels, hier „tio“ genannt, ohne ein Geschenk um ihn gutmütig zu stimmen und auf eine Rückkehr ans Tageslicht zu hoffen…



Zur Kolonialzeit ließen die Spanier hier Millionen an Sklaven das Silber per Hand abbauen. Heutzutage gibt es nicht mehr so viel Silber und auch keine Sklaven mehr, aber die Bolivianos arbeiten weiterhin mit denselben Methoden wie zur Zeit der spanischen Conquistadoren.
Daher ist es hier auch selbstverständlich mitzuhelfen, wenn man in den dunklen Gängen auf einige "mineros" trifft. Also luden wir bis zu 40kg schwere Säcke in die Schubkarre, hoben den 1 Tonne schweren Transportwagen wieder in die Schienen um uns den Weg freizumachen und kurbelten die schweren Säcke per Handkurbel 15 Meter in die nächste Etage.


Man möchte sich nicht vorstellen, dies jeden Tag 8 Stunden oder mehr machen zu müssen.



Besonders berührt hat mich ein junger Mann, den wir alleine in der Mine arbeitend trafen und der uns erzählte, dass er 22 Jahre alt ist und schon seit 5 Jahren in der Mine arbeitet. Er wird niemals etwas anderes gesehen haben als die Mine und Potosí, wenn er jung stirbt. Der Staub zerstort die Lunge nach einigen Jahren.

Niemals werde ich die Dunkelheit vergessen, das Zischen des Sauerstoffs, der aus den Kabeln austritt um uns das Atmen zu ermöglichen.
Niemals werde ich die durch die engen Gänge verursachten Nacken- und Rückenschmerzen vergessen.
Niemals den Geruch des Staubes, der dir das Atmen erschwert und Halsschmerzen verursacht.
Niemals die aufkommende Angst, wenn der Gang enger wird oder die Stützpfeiler an der Decke in 2 Teilen herunterhängen…


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